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Das 2 Millionen-Studium

2 Millionen Minuten -- so lange dauert ein vierjähriges Studium. Das rechnet uns der Filmemacher Robert A. Compton in seinem Film "Two Million Minutes" vor. Die Flash-Animation zur Filmwebseite baut eine bedrohliche Kulisse auf: Indische und chinesische Studierende nutzen die zwei Millionen Minuten ihres Studiums deutlich mehr und umfassender als amerikanische Studierende. Es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, bis dieses Potential an Bildung der amerikanischen Vorherrschaft in den Naturwissenschaften, in den Ingenieurswissenschaften und in der Informatik die Ränge abläuft. Anbei: Wir Europäer kommen in dem Film gar nicht vor.

Wenn Sie mögen, hier der Trailer:



Ist es wirklich so schlimm? Heute hat die Bertelsmann-Stiftung die Ergebnisse einer Repräsentativbefragung vorgestellt: "Wer regiert die Welt?". Befragt wurden 8.999 Bürger aus Brasilien, China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Indien, Japan, Russland und den USA. Wie sie die internationale Rolle ihrer Länder sehen etc. Für das Jahr 2020 rechnen die Befragten mit einer gleichberechtigten Rolle Chinas als Weltmacht neben den USA. Mit deutlichem Abstand folgen fast gleichauf Russland, die EU, Japan und Indien.

China, Russland, Indien -- das sind keine Überraschungskandidaten. Wenn man in jüngster Zeit erlebt, wie sehr gut ausgebildete russische und indische Informatiker mit StartUps und mit Innovationen auf die Märkte drängen -- man kann ans Grübeln kommen.

Fazit? Work smarter, not harder?! Ja, immer doch, aber ich glaube -- ehrlich gesagt -- das wird nicht reichen, wenn wir dem Wettbewerb stand halten wollen. Ein guter Teil der Informatik-Ausbildung und des Könnens ist reines "Handwerk", so wie in vielen anderen Studiengängen auch. Da bekommt Übung und Erfahrung nur der, der etwas tut. Mit Smartheit allein wird niemand ein guter Pianist; mit viel Übung kommt man allerdings schon sehr weit.

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Mit Prof. Handke im Gespräch: Vom Workbook zum Inverted Classroom

Aus dem Netz in Handkes Büro Es gibt diese schönen Momente, da führen soziale Medien zu sozialen Begegnungen im echten Leben. Ich twittere im Nachgang zur #BiDiWe16, ein Dialog mit Jürgen Handke ergibt sich, er schickt mir seine Telefonnummer, ich rufe sofort durch, wir verabreden uns. Drei Tage nach der #BiDiWe16 sitze ich bei Handke im Büro, das gleichzeitig sein beachtlich ausgestattetes Aufnahmestudio beherbergt. Es ist Freitagmorgen, 9. September 2016. Jürgen Handke ist mir kein Fremder. Ich habe zwei seiner ICM-Konferenzen besucht, auf der #BiDiWe16 in Berlin hielt er die Keynote. Er hat für seine Lehre Preise erhalten, zuletzt 2015 den Ars Legendi-Preis für exzellente Hochschullehre. Zugegeben, ich hadere mit dem Konzept des Inverted Classroom -- auch Flipped Classroom genannt. Meine Erfahrungen mit der Programmierausbildung von Informatik-Studierenden des 1. und 2. Semesters lassen mich zweifeln. Videos habe ich auch schon produziert, aber vor allem das selbstgesteuerte